TiG – Der Sturm
TiG – Der Sturm

TiG – Der Sturm

Wen würdest du nicht auf einer einsamen Insel treffen wollen


Stell dir vor, es ist Shakespeare und alle überleben. Stellst du es dir vor? Na, dann willkommen auf der einsamen Insel, auf der Prospero und seine Tochter Miranda herrschen. Vor fast 20 Jahren wurden sie von Prosperos machtgierigen Bruder auf einer einsamen Insel ausgesetzt. Mithilfe seiner Zauberkräfte macht sich Prospero die Insel Untertan und mit ihr den Luftgeist Ariel. Mit deren Hilfe beschwört der Hintergangene nun einen Sturm herauf, der nicht nur seinen Bruder, nun Herzog von Mailand, sondern auch den Herrscher der Region und dessen eingebildeten Sohn an Land spült.


Stellst du es dir vor? Dann mach jetzt die Augen auf und du bist tatsächlich auf einer Insel, dem Bamberger Hafen nämlich, es ist heiß und das TiG spielt Der Sturm von Shakespeare. Und was für ein Comeback nach der zu langen Corona-Pause. Stephan Bach verdient alle Schauspiel-Preise dieser Welt, nur dafür, dass er sich bei fast 40 Grad in der prallen Sonne dazu entschlossen hat, den Prospero in Mantel und Handschuhen zu spielen, und das mitreißend wie immer.


Das TiG ist eben aus dem Stoff aus dem Träume sind. Wie ein Traum hat es sich nämlich angefühlt, wenn durch einen wahnwitzigen Rollenwechsel sich Miranda erst in Ariel, dann in Miranda, dann in Caliban, dann in Ariel, usw. verwandelt. Da zieht Laura Mann den Rock aus und vor einem steht ein ganz anderes Wesen. Und was einmal Ferdinand war ist urplötzlich Antonio und Trinculo! Glaubt mir, so schnell wie Jonathan Bamberg im Rollenwechsel zu Trinculo habt ihr noch niemanden betrunken werden sehen!

„Woher kommt die Musik. Aus der Luft oder aus der Erde?“

Spoiler: Sie kommt vom Kontrabassisten Stephan Goldbach, der in nur einem Instrument wohl alle Spezialeffekte und Melodien dieser Erde bannen könnte. Dazu durften wir Felix Pielmeier am Ölfass hören und beide an einer Harfe und etwas, das vielleicht eine Balalaika sein könnte.


Egal mit welchem Instrument, sie haben die Fantasie auf die Freifläche von RZB Rudolf Zimmermann, Bamberg GmbH gespielt und außerdem in das Herz des ein oder anderen Theaterlaien.


Das TiG macht aus wenig viel. Nicht nur was Bühnenbild angeht. Zehn Rollen verteilen sie auf vier Schauspieler und keine einzige wurde vernachlässigt. Ölfass-Solist Felix Pielmeier altert in Sekunden zum alten König Alonso zusammen, als hätte er seit Jahrzehnten nichts anderes gemacht als Neapel zu regieren, ein schwarzes Tuch macht aus Miranda ein Geist und man wäre niemals auf die Idee gekommen, es handele sich um die gleiche Person, ein Tischtennisschläger wird mit einer Krone ausgestattet und steht ohne Zweifel für König Alonso.

Willkommen zurück, Theater im Gärtnerviertel! Wir haben euch vermisst.

von Theresa Earl

© Werner Lorenz
© Werner Lorenz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert